Der Sohn des Menschen zur Rechten Gottes

Vers: Apg 7,55-56 “55Da er aber voll Heiligen Geistes war und fest zum Himmel schaute, sah er die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen. 56Und er sprach: Siehe, ich sehe die Himmel geöffnet und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen.“

Diese geistliche Schau erhielt Stephanus, der erste Märtyrer. Sie war der Grund für seine Steinigung. Bei religiösen Menschen und denjenigen, welche (noch) wenig Einblick in die Gesamtaussage der Bibel haben, kann diese Vision zu der irrtümlichen Meinung führen, dass am himmlischen Thron zwei Personen sitzen bzw. stehen. Unser Ziel ist es, mit dieser Abhandlung darüber Aufklärung zu bringen.

 

1. Der Thron Gottes

Zunächst wollen wir uns vorstellen, welche Örtlichkeit Stephanus in seiner Vision gesehen haben musste und betrachten dazu die Aussagen Jesu selbst. Beim Verhör vor dem Hohen Rat spielte sich folgende Szene ab: „61…Wiederum fragte ihn der Hohepriester und spricht zu ihm: Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten? 62 Jesus aber sprach: Ich bin’s! Und ihr werdet den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen mit den Wolken des Himmels (Mk 14,61-62). Etwas früher vertraute Jesus seinen Jüngern auf dem Ölberg schon an: „31Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit, und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Throne der Herrlichkeit sitzen; 32und vor ihm werden versammelt werden alle Nationen, und er wird sie voneinander scheiden, gleichwie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet(Mt 25,31-32).

Aus den drei bisher gelesenen Bibelstellen gehen folgende Tatsachen hervor:

  • Jesus wird als Sohn des Menschen bezeichnet.
  • Gott ist und hat die Macht.
  • Bei der Herrlichkeit Gottes handelt es sich um seinen Thron.
  • Jesus hält Gericht.
  • Jesus, der zur Rechten steht, sitzt auch zur Rechten und sitzt gleichzeitig auf dem Thron! Wer außer Gott kann so etwas?

Jemand mag wohl behaupten, es gäbe einen Thron für Gott und einen für Jesus. Dies wird aber klar in der Offenbarung widerlegt: „2Sogleich war ich im Geist und siehe, ein Thron stand im Himmel, und auf dem Thron saß einer. 3Und der da saß, war von Ansehen gleich einem Jaspisstein und einem Sarder, und ein Regenbogen war rings um den Thron, von Ansehen gleich einem Smaragd“ (Offb 4,2-3). „1 Und ich sah in der Rechten dessen, der auf dem Throne saß, ein Buch, beschrieben inwendig und auswendig, mit sieben Siegeln versiegelt. … 5Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem Stamme Juda ist, die Wurzel Davids, das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel. 6Und ich sah inmitten des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen wie geschlachtet, das sieben Hörner und sieben Augen hatte; die sind die sieben Geister Gottes, ausgesandt über die ganze Erde. 7Und es kam und nahm das Buch aus der Rechten dessen, der auf dem Thron saß (Offb 5,6-7). Und ich sah, als das Lamm eines von den sieben Siegeln öffnete(Offb 6,1).

Wir folgern aus diesen drei Texten:
  • Es handelt sich um einen Thron Gottes, nicht um mehrere.
  • Zur Rechten dessen auf dem Thron, also genau dort, wo man den Sohn des Menschen vermuten würde (!), befindet sich ein Buch.
  • Der Löwe aus dem Stamm Juda, der gleichzeitig die Wurzel Davids ist, sollte das Buch öffnen. Tatsächlich wird das Buch aber vom Lamm geöffnet, was bedeutet, dass der Löwe das Lamm ist.
  • Das Lamm sitzt auf dem Thron, nimmt aber das Buch gleichzeitig aus der Hand / Rechten dessen, der auf dem Thron sitzt. Sitzen also zwei Personen auf dem Thron? Dann würde ja einer auf dem anderen sitzen! In keiner anderen Bibelstelle steht jemals, dass zwei Leute auf dem Thron sind. Es ist der Thron des einen Gottes!
  • Gott ist EINER, der auf dem Thron sitzt: das Lamm, der Löwe, der Menschensohn, der das Buch hat und der wie Edelsteine aussieht. Wir können seine Geheimnisse und Erscheinungsformen nur bewundern, niemals aber mit unserem menschlichen Verstand durchdringen.

2. Der Sohn des Menschen

In unserer anfänglichen Bibelstelle heißt es: „Siehe, ich sehe die Himmel geöffnet und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen“ (Apg 7,56). Von diesem Sohn heißt es im Kolosserbrief: „Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung(Kol 1,15).

Warum aber wird Jesus besonders bei Lukas (welcher sowohl das Lukasevangelium als auch die Apostelgeschichte verfasste) immer wieder als Sohn des Menschen bezeichnet?

Die Menschwerdung

Gott kann man nicht sehen, weil er Geist ist (Joh 4,24). Es bedurfte der Fleischwerdung Gottes. Da er auf diese Erde als Mensch geboren wurde, nennt man ihn auch Sohn des Menschen.

Für das jüdische Volk musste die Vision des Stephanus mit dem erhöhten Menschensohn einerseits etwas besonders Provokatives (für Gegner), andererseits etwas sehr Erfreuliches (für Gläubige des neuen Weges) gewesen sein, da sie ja auf den Messias gewartet hatten, der unterschiedliche menschliche Kriterien erfüllen musste. Im Alten Bund wurde beispielsweise über diesen Sohn des Menschen vorhergesagt, dass er Davids Sohn sein würde und dass er ein Priester sein würde.

Der Sohn Davids

Der von den Juden erwartete Retter sollte ein Nachkomme Davids sein, und somit Sohn eines Menschen. Bei Jesus trifft dies in doppelter Weise zu, da sowohl sein Adoptivvater Joseph (aus der Linie Salomos) als auch seine Mutter Maria (aus der Linie Nathans) von David abstammte[1]. In Jeremia 23,5-6 lesen wir Erstaunliches: 5 Siehe, es kommt die Zeit, spricht JAHWEH, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. 6 Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: »JAHWEH, unsere Gerechtigkeit«.“ Die Nachkommen Davids erbten nach israelischem Recht das Königtum Davids. Dieser spezielle Nachkomme sollte nach unserem Text jedoch nicht nur die irdische Königsherrschaft, sondern auch den göttlichen Namen erben! Der war dem Mose am Dornbusch offenbart worden: „JHWH“[2] (2.Mos 3,14). Dass man also den Königssohn mit dem Namen Gottes selbst benennen sollte, muss bei uns einen echten „AHA-Effekt“ auslösen! Jesus bestätigt diese Aussage auch: Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, dass sie eins seien wie wir“ (Joh 17,11). Der Mensch Jesus gibt hiermit zu, dass er Gottes Namen geerbt hat und somit Gott ist! In der Tat ist der Name „Jesus“ nur eine Abkürzung vom hebräischen „JEHOSCHUAH“, was übersetzt heißt: „JAHWEH rettet.“ Da er die Menschen aus der Ungerechtigkeit rettet, kann man Jesus auch – wie bei Jeremia – „JAHWEH, unsere Gerechtigkeit“ nennen. Somit ist der verheißene königliche Nachkomme Davids nicht nur ein Mensch, sondern Gott selbst! Damit ist die ungewöhnliche Verheißung an David eingetreten, dass sein Thron ewig bestehen wird, obwohl ein menschlicher Nachkomme aus Davids Fleisch und Blut darauf sitzen wird (2.Samuel 7,12-13).

Der Priester

Psalm 110,4 sagt voraus: Geschworen hat JAHWEH, und es wird ihn nicht gereuen: “Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks”.“  Wiederum gelten hier die Erkenntnisse, die wir soeben gewonnen haben: Um ewiger Priester zu sein, muss Jesus göttlich sein. Dennoch spielte das hundertprozentige Menschsein Jesu eine wichtige Rolle: Da wir nun einen großen Hohepriester haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns das Bekenntnis festhalten; denn wir haben nicht einen Hohepriester, der nicht Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, jedoch ohne Sünde (Hebr 4,14-15). Die zeitgenössischen Hohepriester samt religiöser Elite in Jerusalem waren mit diesem einfachen Menschen konfrontiert, welcher reformerisch und ohne Umschweife alle menschlichen Traditionen in Frage stellte und bekämpfte. Sie mussten zugeben, dass hinter der Handlungs- und Redensweise Jesu göttliche Autorität stand: Es war aber ein Mensch aus den Pharisäern, sein Name Nikodemus, ein Oberster der Juden. Dieser kam zu ihm bei Nacht und sprach zu ihm: Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen, denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm (Joh 3,1-2). Umso mehr war Jesus von Nazareth ihnen ein Dorn im Auge, waren diese Leute doch zum Großteil nicht bereit zur Umkehr. Da sie sich ihren Rang nicht streitig machen lassen wollten, suchten sie nach einer Gelegenheit, diesen Jesus umzubringen (Mk 14). Dass sie damit Gottes Plan erfüllen sollten, der von Anfang an vorsah, dass ein reines Opfer dargebracht werden sollte, wussten sie nicht.

Das menschliche Opfer

Jesus war nämlich nicht nur der Hohepriester, der Opfer bringt, sondern auch das Opfer selbst! Er musste als Sohn des Menschen sterben, damit er ein glaubwürdiges Opfer für unsere Sünden sein konnte (Hebr 4,15). Als Gott oder Gottes Sohn allein wäre es nichts Außergewöhnliches für ihn gewesen, das frühere Gesetz oder Satan und seine Dämonen oder das menschliche Fleisch samt seinen Sünden zu besiegen. Er hat als Sohn des Menschen triumphiert, und zwar im festen Glauben an den Vater (1 Joh 5,4) und im Gehorsam zum Vater bis zum Schluss (Phil 2,8), auch als Gott ihn schon verlassen hatte: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27,46). Der Mensch Jesus von Nazareth musste die Strafe für alle Sünde in seinem Fleisch ertragen. Er ist deshalb als Mensch zum Fluch geworden: „Christus hat uns losgekauft vom Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist – denn es steht geschrieben: Verflucht ist jeder, der am Holz hängt“ (Gal 3,13). Gott kann nicht verflucht sein, deshalb war Jesus in seinem Menschsein verflucht, nicht als Gott. Die Philosophie Nietzsches, „Gott ist tot“, stimmt somit ganz und gar nicht. Wer sich darauf beruft, um nicht an Gott glauben zu müssen, folgt einer Irrlehre. 

 

3. Der geöffnete Himmel

Mit diesem Hintergrundwissen zum Menschensohn untersuchen wir als nächstes, warum es so revolutionär war, dass Stephanus den Himmel geöffnet sah: „Und er sprach: Siehe, ich sehe die Himmel geöffnet und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen.“ (Apg 7,56)

Der verschlossene Himmel

Einige Bibelpassagen weisen uns darauf hin, dass der verschlossene Himmel immer ein Zeichen für menschliche Sünde und Trennung von Gott ist. „Bleibt der Himmel verschlossen, so dass es keinen Regen gibt, weil sie gegen dich gesündigt haben, und sie beten zu dieser Stätte hin und preisen deinen Namen und kehren um von ihrer Sünde, weil du sie demütigst, dann höre du es im Himmel und vergib die Sünde deiner Knechte und deines Volkes Israel…“ (2.Chr 6,26) „Siehe die Hand des Herrn ist nicht zu kurz, um zu retten und sein Ohr nicht zu schwer, um zu hören; sondern eure Vergehen sind es, die eine Scheidung gemacht haben zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, dass er nicht hört“ (Jes 63,1). Aus dem Buch Hesekiel (Hes 1,1) und Daniel (Dan 2,28) geht hervor, dass Gott, wenn der Himmel offen ist, seine Geheimnisse offenbart, also seinem Volk Erleuchtung/ Erkenntnis gibt. Bleibt allerdings der Himmel verschlossen, bedeutet dies nicht nur irdische Dürre, also keinen Regen, sondern auch geistlichen Tod: „Mein Volk kommt um aus Mangel an Erkenntnis“ (Hos 4,6).

Von Anfang an, also nach dem Sündenfall und der Vertreibung aus dem Paradies suchten die Menschen diese Erkenntnis und somit den Zugang zum Himmel mit eigenen Mitteln. Dies misslang jedoch, was der Turmbau zu Babel bewies. Viele Menschen, beispielsweise die Gnostiker oder auch Anhänger fernöstlicher Religionen, versuchen heute noch, den Himmel oder die Göttlichkeit mit eigenen Mitteln zu erreichen. Wie viel besser wäre es für sie, das Kreuzeswerk Jesu anzunehmen! Die Trennung zwischen Himmel und Erde vermochte nämlich nur Gott selbst zu entfernen und so liest man in Jes 63,19 diese Bitte an Gott: „Ach, dass du die Himmel zerrissest, herabstiegest…“

 Jesus als Öffner des Himmels

Durch die Menschwerdung des Sohnes Gottes und den Tod und die Auferstehung dieses Menschensohnes Jesus von Nazareth wurde oben genannte Bitte Jesajas 700 Jahre später erfüllt. Durch Stephanus ließ Gott verkünden, dass sich nun eine Öffnung im Himmel befindet, also das Werk vollbracht war!

Die Erhöhung des Menschensohnes zum Thron Gottes bietet für Gläubige eine große Zuversicht. Dies bedeutet nämlich gleichzeitig, dass jeder, der zum Menschensohn gehört, aus Gnade Zugang zum Himmel, zum Thron Gottes hat, weil Jesus für uns als Vorläufer, als Erstgeborener der Schöpfung, dorthin gegangen ist! Lassen wir dazu den Hebräerbrief sprechen: „15Denn wir haben nicht einen Hohepriester, der nicht Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem in gleicher Weise versucht worden ist, doch ohne Sünde. 16Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe!“ (Hebr 4,15-16) „19Diese (nämlich die vorhandene Hoffnung) haben wir als einen sicheren und festen Anker der Seele, der in das Innere des Vorhangs hineinreicht, 20wohin Jesus als Vorläufer für uns hineingegangen ist“ (Hebr 6,19-20). Der Vorhang zwischen uns und dem Himmel wurde vom Menschensohn entfernt: „Und siehe, der Vorhang des Tempels zerriss in zwei Stücke, von oben bis unten; und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, und die Grüfte taten sich auf…“ (Mt 27,51-52). Ab sofort darf jeder Mensch ohne eine Zwischenstation (Leviten, Priester oder andere Geistlichkeiten) Gott um Vergebung für seine Sünden bitten, der Himmel öffnet sich für ihn und er hat direkten Zugang zu Gott! Jesus sagte uns in Johannes 10: „Ich bin die Tür.“ Ohne ihn gibt es keinen Zutritt zum Himmel: „Dies ist das Tor JAHWEHs. Gerechte ziehen hier ein“ (Ps 118,20).

 

4. Die Rechte JAHWEHs

Wir versuchen nun zu verstehen, warum man Jesus zur Rechten der Herrlichkeit Gottes sieht und ob man aus dieser Redewendung schlussfolgern kann, dass zwei Personen im Himmel regieren. Dazu werden wir vor allem Stellen aus den Propheten und Psalmen betrachten, die uns erklären, was eigentlich „die Rechte des HERRN“ ist.

Die Rechte beim Menschen

Zunächst sehen wir uns die Stellen an, in denen von der Rechten des Menschen die Rede ist. Man liest in Psalm 91,7: „Tausend fallen an deiner Seite, zehntausend an deiner Rechten – dich erreicht es nicht.“  Nach diesen Worten ist anzunehmen, dass mit der „Seite“ die linke Seite gemeint ist, da die rechte Seite extra erwähnt wird. Diese „Rechte“ scheint besonders stark zu sein, sonst würden da nicht noch mehr Leute fallen. Schlüsseln wir 2.Korinther 6,7 auf, so wird dies bestätigt: „…in der Kraft Gottes; durch Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken“ (LUT). Diese Stelle wird in einigen anderen Übersetzungen auch so wiedergegeben: … in der Kraft Gottes, im Gebrauch der Waffen der Gerechtigkeit zum Angriff und zur Verteidigung“ (NeÜ; französische BJC). Wir erkennen, dass die Rechte zum Angriff dient. Sie ist die Seite, die Stärke, Kraft und Sieg symbolisiert.

Die Rechte JAHWEHs als Arm Gottes

Der menschliche Arm oder die Hand kann nicht getrennt vom Menschen existieren. Meine Extremitäten führen die Handlungen aus, welche in meinem Gehirn gedacht werden. Deshalb bin ich auch ein und derselbe Mensch. So kann man sich das auch mit Gott und seinem Arm – Jesus, dem Menschen – vorstellen. Es handelt sich um ein und denselben Gott.

 „Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er hat Wunder getan! Ihm half seine Rechte und sein heiliger Arm(Ps 98,1). Offenbar handelt es sich demnach bei der Rechten um Gottes Arm (siehe auch Jes 53,1). Da in Apg 7 Jesus als derjenige beschrieben wird, der zur Rechten Gottes ist, muss es sich demnach um Jesus Christus handeln. Aus Joh 17,4 geht auch hervor, dass dieser Arm Gottes tut, was der Vater ihm aufträgt: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde. Das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte.“

Die Rechte JAHWEHS als Rettung

Lesen wir Psalm 98 weiter, so machen wir die Entdeckung, dass diese Rechte, der Arm Gottes, Heil verkündet: „Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er hat Wunder getan! Ihm half seine Rechte und sein heiliger Arm. JAHWEH hat kundgetan sein Heil, vor den Augen der Nationen geoffenbart seine Gerechtigkeit. Er hat seiner Gnade und Treue für das Haus Israel gedacht. Alle Enden der Erde haben das Heil unseres Gottes gesehen.“ (Ps 98,1-2) Heil ist ein anderes Wort für Rettung: JAHWEH hat seinen heiligen Arm entblößt vor den Augen aller Nationen, und alle Enden der Erde sehen die Rettung unseres Gottes(Jes 52,10).

Die Rettung (das Heil) Gottes ist Jesus Christus. Sein Name bedeutet im Hebräischen „JAHWEH rettet“. Wie genau JAHWEH rettet, ist in Jesaja 53 beschrieben. Dort wird das Opfer und Leiden Jesu Christi vorausgesagt, durch das nicht nur Israel, sondern auch die Nationen gerettet werden. Aus diesem Grund beginnt das Kapitel mit folgender Frage: Wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm JAHWEHs offenbar geworden?(Jes 53,1). In der Tat wird der Arm JAHWEHs nur denen zur Rettung, welche daran glauben: an die Verkündigung des Evangeliums.

Als der Knecht/ Arm JAHWEHs tut Jesus – wie schon in Joh 17,4 festgestellt – was ihm aufgetragen wird. So wird auch hier bestätigt, was in Kapitel 2 erwähnt wurde: Die Rechte JAHWEHs führt gehorsam aus, was ihr vorgegeben ist: „5 Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war, 6 welcher, da er in Gestalt Gottes war, es nicht wie einen Raub festhielt, Gott gleich zu sein, 7 sondern sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, indem er den Menschen gleich geworden ist, 8 und, in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden, sich selbst erniedrigte, indem er gehorsam war bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz. 9 Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist, 10 damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, 11 und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.“ (Phil 2,5-11) Somit wurde der Knecht zum Herrn über alles, womit wir beim nächsten Aspekt der Rechten JAHWEHs angekommen wären.

Die Rechte als Ausdruck von Macht

Soeben haben wir gehört, dass Jesus hoch erhoben ist. Auch in Ps 118,16 lesen wir: „Die Rechte JAHWEHs ist erhoben, die Rechte JAHWEHs tut Gewaltiges“. Wiederum können wir staunen, wie viele Details uns im Alten Bund schon gegeben wurden, die sich durch Jesus Christus dann erfüllt haben!

Wer erhoben ist, regiert. Aus den Psalmen geht hervor, dass die Rechte ein Synonym für Autorität, Regierung und Macht ist. Wenn Stephanus den erhöhten Menschensohn also zur Rechten sieht, zeigt das nur, dass Jesus alles kontrolliert und er derjenige ist, von dem in den Psalmen (z.B 93, 96, 98) die Rede ist. Dies wollten die religiösen Führer im damaligen Israel jedoch absolut nicht hören und akzeptieren. Daher musste man Stephanus als Zeugen für die Herrschaft Jesu beseitigen.

Die Rechte als Zufluchtsort

Wer die Macht innehat, kann auch gnädig sein, wem er will. Bei ihm findet man Schutz, wenn man zu ihm flieht: „Erweise wunderbar deine Gnade, du Retter derer, die sich bergen vor den Empörern bei deiner Rechten“ (Ps 17,7). Auf diese Weise fand auch Esther Gnade beim persischen König Ahasveros, indem er ihr sein Königszepter mit der Rechten entgegenstreckte. Dadurch wurde ihr Zuflucht und ihrem Volk Rettung vor dem Feind zuteil (Buch Esther). „Wer unter dem Schutz des Höchsten sitzt, wird bleiben im Schatten des Allmächtigen“ (Ps 91,1).

Die Rechte als Richter und Garant für Gerechtigkeit

„10Wie dein Name, Gott, so ist auch dein Lob bis an die Enden der Erde; mit Gerechtigkeit ist gefüllt deine Rechte. 11 Es freue sich der Berg Zion, es mögen frohlocken die Töchter Judas um deiner Gerichte willen!“ (Ps 48,10-11)

Von alters her oblag die Rechtsprechung der Obrigkeit. In Psalm 89,15 lesen wir: „Gerechtigkeit und Recht sind deines Thrones Grundfeste.“ Früher lagen in der Hand des Königs Legislative, Judikative und Exekutive. Gott als höchste Macht ist ebenso Gesetzgeber, Richter und derjenige, der über die Ausführung der Gesetze wacht. König Belsazar bekam die richterliche Hand Gottes zu spüren, als bei einem Gastmahl Finger einer Hand folgende Worte an die Wand schrieben: „Mene mene tekel upharsin;“ („Gezählt, gezählt, gewogen und geteilt; oder: für zu leicht befunden“; Dan 5,25). Parallelen dazu finden wir in Johannes 8,6-8: Aber Jesus beugte sich vor und schrieb mit dem Finger auf die Erde.“ Es geht in dem Kapitel um die Begegnung Jesu mit der Ehebrecherin und mit den Gesetzesgelehrten und Pharisäern, welche diese Frau vorführten, damit Jesus der Steinigung zustimme. Dessen Antwort kam für alle überraschend: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie.“ (Joh 8,7). Somit verurteilte Jesus die Selbstgerechtigkeit der Gesetzeslehrer und Pharisäer. Entgegen ihren Erwartungen übte Jesus mit dem Finger Gottes Gericht über sie selbst: „Und die von mir abweichen, werden in die Erde geschrieben werden, denn sie haben JAHWEH, die Quelle lebendigen Wassers, verlassen“ (Jer 17,13).

 

5. Stephanus’ Steinigung als Triumph über das religiöse System

Wo der Herr Jesus auftaucht, erzittert das von Menschen gemachte religiöse System stets. Genauso wie die geplante Steinigung der Ehebrecherin eine Niederlage für die religiösen Führer Israels war, war es dies auch die spätere tatsächliche Steinigung des Stephanus. Beide Male stellte sich JESUS als souveräner Herrscher, Richter und Bestimmer über das Leben der Menschen dar, und somit als Gott. Er zeigt sich in jeglicher Situation als mächtig, sei es als Mensch unter Menschen oder als Gott, erhoben auf seinem Thron der Herrlichkeit. Seine Rechte regiert. Unter denen, welche der Steinigung des Stephanus zugestimmt hatten, befand sich beispielsweise auch Saulus von Tarsus, der spätere Paulus, welcher danach als großer Apostel und Lehrer der göttlichen Geheimnisse gegen religiöse Systeme in Asien und Europa ankam. So wie die Ehebrecherin und Stephanus durfte auch er als Apostel der Nationen später erkennen: JESUS ist „…JAHWEH. Denn er kommt, die Erde zu richten: Er wird den Erdkreis richten in Gerechtigkeit und die Völker in Geradheit (Ps 98,9).

„Die Rechte JAHWEHs ist erhoben; die Rechte JAHWEHs tut Gewaltiges!“  (Ps 118,16)

 

(Zusammenfassung einer Lehre von Emmanuel Tshomba/ Nicole Höflschweiger mit Exzerpt von Shora Kuetu)

 

[1] Siehe dazu William MacDonald: Ist die Bibel Wahrheit?, Betanien-Verlag 2002

[2] JHWH bezeichnet man auch als Tetragramm, weil es aus 4 Buchstaben besteht. Im Hebräischen wurden die Vokale nicht aufgeschrieben, sondern nur die Konsonanten. So wird der Name Gottes heute auf unterschiedliche Art ausgesprochen: Jahweh, Jehowah… Wir übernehmen die Aussprache, welche im jüdischen Volk gebräuchlich ist: JAHWEH.